Altstadt Rapperswil, 5. August 2002

Die Fischer sind längst verschwunden auf dem gepflästerten Areal zwischen Bahnhofplatz und Seequai. Der Fischmarktplatz gehört den Touristen. Ein Geschmack von künstlichem Vanillearoma im Soft-Eis auf der Zunge vermischt mit der leichten Seebrise in der Nase erzeugt Ferienstimmung. Vorne am Seeufer legen sich die Schatten der Bäume auf der Mole ins Hafenbecken, dort wo die Schiffe an ihren Tauen auf- und abdümpeln.

Wir tauchen ein in die schattigen Gassen der Rapperswiler Altstadt. Altes Gemäuer schön geschminkt grüsst den Gast. Strassencafes, Kleinkrämer und Werkstätten laden mit ihrem Angebot zum Verweilen und Kaufen ein. Marktgasse, Metzgergasse, Webergasse, Mühlgasse oder die Schmidgasse sind Vermächtnisse vergangener Gewerbezeiten. Auch die Herrengasse mündet in den ausladenden Hauptplatz im Herzen der Altstadt. Bizarr die Vorstellung, dass genau in diesem Strassenwinkel die Schweizer Damen heute in einem Jahr über die Sprintdistanz Gold gewinnen (oder verlieren) werden.

Über aller irdischen Alltagshektik thronen stolz das Kapuzinerkloster, ein Märchenschloss und die Kirche. Dem Himmel nahe wurden und werden hinter feuchten Gemäuern Rosenkränze gebetet. Turtelnde Tauben und Rosendüfte regen die Sinne an. Welch ein Gegensatz offenbart der erste Teil des Sprintgeländes hier oben mit dem Blick auf das Gebiet südlich der Bahnlinie. Die quadratischen Neubauten der technischen Hochschule, das farbige Mosaik des Kinderzoos und weit hinten das graue Dach des Eisstadions im Lido, wo die ersten Weltmeister am späten Nachmittag einlaufen werden.