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Langdistanz-Finals in Winterthur

- Simone Luder verteidigte Titel erfolgreich
- Thomas Bührer holte erstes Schweizer Einzel-Gold
- Hitze setzte den WM-Teilnehmern zu
- Routenwahl und läuferische Komponente entscheidend

Simone Luder doppelte nach - Bührer überraschte

Nach dem glanzvollen Auftakt im Sprint wusste sich das Schweizer WM-Team einen Tag später in den Langdistanz-Finals noch einmal zu steigern: Sprint-Weltmeisterin Simone Luder verteidigte ihren Langdistanz-Titel mit grossem Vorsprung erfolgreich. Einer Überraschung gleich kam die Goldmedaille von Thomas Bührer, der im Winter und Frühjahr während mehreren Monaten verletzt war und nicht trainiern konnte.

Bei den Frauen gingen die übrigen Medaillen an Karolina Aarewang Höjsgaard, die damit für Schweden das zweite Edelmetall an diesen WM holte, und an die Schweizer Teamseniorin Brigitte Wolf, die bei ihren letzten Titelkämpfen mit Bronze die erste WM-Einzelmedaille gewann.

Silber sicherte sich bei den Männern der eigentliche Kurzdistanz-und Sprint-Spezialist, der frühere Weltmeister Yuri Omeltchenko (Ukr). Auf den Bronzeplatz lief der Schwede Emil Wingstedt, der heuer bei den Nordmeisterschaften gewonnen hatte.

Bei erneut grosser Hitze, die den Läuferinnen und Läufern zum Teil stark zusetzte, waren im Eschenberg bei Winterthur vorwiegend das saubere Lösen der Routenwahlprobleme und die läuferische Komponente entscheidend.

Nach zwei WM-Tagen haben schon sechs verschiedene Nationen Medaillen gewonnen. Bis jetzt leer ausgegangen sind erstaunlicherweise Norwegen und Finnland.

„Es ist schön, dass ich innerhalb von 24 Stunden zeigen konnte, dass man im Sprint und in der klassischen Distanz ganz vorne sein kann“, freute sich Simone Luder, die glaubt, dass die lange Strecke doch eher „ihre“ sei. „Ich habe mir das nicht in den kühnsten Träumen erhofft, dass ich zweimal Gold hole innerhalb so kurzer Zeit. Es ist einfach unglaublich, ich kann es noch kaum fassen“, zeigte sich die gegenwärtige Dominatorin der Frauenszene gerührt. „Es ist zudem absolut genial, dass Thomas Bührer auch noch Gold gewann.“

Als erster Läuferin seit der in den 80-iger Jahren überragenden Annichen Kringstad gelang es ihr den Titel erfolgreich zu verteidigen. Die nunmehr dreifache WM-Goldträgerin strich neben der grossen Hitze die Routenwahl als entscheidenden Faktor hervor. „Überraschung habe ich keine erlebt. Aber als ich Hanne Staff überholt hatte und dann etwas quer lief, und sie nachher wieder in meine Nähe kam, wusste ich, dass mein Entscheid, konsequent zu Umlaufen richtig war“, verriet die 25-jährige gebürtige Burgdorferin ihre Taktik. Nach dem Sprint-Gold hatte sie nicht gefeiert, sondern schaute, dass sie genug trank und ass, um für die Langdistanz wieder fit zu sein.

Seit Jahren dabei ist Karolina Aarewang, aber so stark wie in dieser Saison lief die Zweite der Nordmeisterschaften noch nie. „Ich habe mich sowohl läuferisch wie auch kartentechnisch auf das WM-Jahr hin steigern können“, sagte die 32-jährige Schwedin. In ihrem zweitletzten WM-Einzelrennen erreichte Brigitte Wolf erstmals einen Podestplatz. „Weil ich in der Staffel nicht laufen darf, haben mir die Leute gesagt, dass ich dann im Einzel aufs Podest komme. Aber wer hätte das gedacht?“, freute sich die 36-jährige Bünderin über Bronze. Sie war überaus nervös ins Rennen gegangen und lag bei der ersten Zwischenzeit noch deutlich hinter den Medaillenrängen.

Trotz kurzer Vorbereitung



Überraschend und fast unglaublich ist die Leistung von Thomas Bührer. Der letztjährige Langdistanz-Europameister und dreifache Staffel-Weltmeister (1991/93/95) war im Winter verletzt und konnte erst im Mai wieder mit dem Lauftraining beginnen. „Ich trainiere schon lange und habe über die Jahre eine gute Ausdauerbasis erhalten“, sagte der erste Schweizer, der eine Einzel-Goldmedaille gewann. „Wenn ich richtig trainieren kann, bin ich schnell da“, sagte der 35-Jährige, der nun noch die Staffel läuft und dann die internationale Karriere beendet. „Ich hatte unglaubliche Lust zum Kartenlesen und durch die Dickichte zu fighten. Schon in den letzten zwei Wochen hatte ich gespürt, dass ich läuferisch nahe ans Optimum kam“, sagte Bührer, dessen Lebenspartnerin, die Sprint-WM-Zweite Marie-Luce Romanens, das Rennen wegen einer Achillessehnenverletzung hatte aufgeben müssen.

Nicht total überrascht vom Erfolg Bührers war der Schweizer Cheftrainer Nik Suter. „Schon im letzten Jahr, als er Europameister wurde, stand ihm nur eine kurze, intensive Vorbereitungszeit zur Verfügung.“ Erstaunlich an der Leistung von Bührer ist aber, dass im Vorfeld der WM nur gerade zwei Läufe über lange Distanzen absolvierte.

„Ich habe zum Frühstück schwedische Grütze gegessen“, verriet Yuri Omeltchenko seine Erfolgsrezept. Der schon einige Jahre in Schweden lebende Ukrainer galt bis jetzt als Sprint- und Kurzdistanzspezialist. 1995 wurde er in Detmold (Ger) Weltmeister. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, dass ich jetzt Silber habe gewinnen können.“ Nach dem Sieg an den Nordmeisterschaften zählte Emil Wingstedt zum engeren Favoritenkreis. Ganz nach vorne reichte es ihm nicht, dass war schon bei den Zwischenzeiten klar, wo er immer auf Rang 3 lag. „Ich bin mit meinem Rennen zufrieden“, sagte der Schwede, der davon sprach, dass nach dem schwierigen ersten Abschnitt mit kniffligen Routenwahlproblemen am Schluss vorwiegend das läuferische Element zählte.


Männer. Langdistanz. 16,7 km/540 m Steigung/34 Posten:

Thomas Bührer (Sui) 1:48:20
Yuri Omeltchenko (Ukr) 2:15 zurück
Emil Wingstedt (Swe) 2:48
Carsten Jörgensen (Den) 3:22
Mikhail Mamleev (Russ) 3:35
Björnar Valstad (Nor) 3:40

Ferner: 21. Marc Lauenstein (Sui) 12:10.


Frauen. Langdistanz. 11,8 km/350 m Steigung/19 Posten:

Simone Luder (Sui) 1:26:14
Karolina Aarewang Höjsgaard (Swe) 3:05 zurück
Brigitte Wolf (Sui) 6:38
Emma Engstrand (Swe) 7:45
Sara Gemperle (Sui) 8:14
Barbara Baczek (Pol) 8:17

Erstellt: 2003-08-06 17:36:08

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