Sportler werden an ihren Erfolgen gemessen. Erfolge entwickeln sich aber
erst zu solchen, wenn diese durch die Medien verbreitet und in der Bevölkerung
als Erfolge auch wirklich wahrgenommen werden. Und da glänzt Bronze,
auch wenn dieses an der WM gleich zweimal errungen wurde, halt deutlich
weniger als Gold! Diese - an sich banale, aber hautnah erlebte - Erkenntnis
prägt eine über die reinen Erscheinungsquoten von OL-Artikeln
und Beiträgen hinausgehende Medienbilanz einer erfolgreichen Saison
1997.
Weltmeisterschaften in Norwegen
Elf Schweizer Journalisten und Fotografen begleiteten unser WM-Team in Grimstad, eine stolze Zahl! Die anzahl- und umfangmässige Berücksichtigung der Artikel vor, während und nach der WM an sich brach alle Rekorde. Zudem hatten wir für einmal das Glück, dass die WM-Staffel an einem in der Schweiz eher sportarmen Wochenende terminiert wurde. Deshalb zeigte das Schweizer Fernsehen Interesse an einer Berichterstattung vor Ort und legte seinen Beitrag im Sport aktuell gar ganz an den Anfang. Ein grosser Gewinn war wiederum die Anwesenheit eines Keystone-Agenturfotografen, der mit seinem schnellen Finger für eine grosse Zahl aktueller Bilder in den Schweizer Printmedien sorgte.
Das Echo und die Reaktionen - vor allem auch im OL-Volk - waren aber geringer als früher. Offensichtlich wurde dieses in den letzten Jahren zu fest verwöhnt ...
Ein Vergleich der Medienspiegel der Weltmeisterschaften 1993, 95 und 97 zeigt, dass der Bildaspekt weiter an Bedeutung gewonnen hat. Deshalb ist die Unterstützung der Credit Suisse bei der Herstellung aktuellen Bildmaterials unserer Spitzenläuferinnen- und läufer weiterhin von grosser Bedeutung. Der Anteil an journalistisch gut gestalteten Hintergrundberichten ist ebenfalls gewachsen. Die reine Wettkampfberichterstattung hat weiter an Bedeutung verloren.
Mit der Integration meines Nachfolgers Patrick Zehnder ins WM-Medienteam konnte eine fliegende Uebergabe von Funktionen und Aufgaben ideal verwirklicht werden.
Die SOLV-Medienkonferenz vor der WM in Zürich war gut besucht, im
Inhalt aber überladen. Interesse besteht an spitzensportlichen Aspekten
(WM-Team, Interviews mit Spitzenläufern, WM-Bewerbung der Schweiz).
SOLV-Internas (neues Logo, Breitensportkonzept) werden kaum registriert
und selten abgedruckt.
Internationale Saison
Während die Vor-WM-Wettkämpfe Anfang Juni in Kristiansand durch den SOLV-Medienchef persönlich beschickt und mehrere Zeitungstitel abgedeckt werden konnten, fiel die Resonanz auf die Grosserfolge an den Nordischen OL-Meisterschaften NOM in Dänemark und das Euromeeting in Grossbritannien im Herbst bedingt durch die fehlende Medienbetreuung vor Ort ganz mager aus.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass dem SOLV-Medienchef auch künftig die nötigen Geldmittel zur Verfügung zu stellen sind, um an allen grossen Anlässen - an denen immer häufiger mit Schweizer Siegen zu rechnen ist - auch dabei sein und berichten zu können.
Die Junioren-Medaillen an der WM in Belgien konnten durch Urs Mannhart
in Wort und Bild gut vermarktet werden.
Nationale Saison
Der Schweizer 6-Tage-OL in Thun und Fribourg hatte auch im Medienbereich hartes Brot zu essen. Das Interesse über die Veranstalterregionen hinaus war - kurz vor der WM - ganz gering. Breitensportanlässe lassen sich in unserer Sportart kaum verkaufen.
Die Berichterstattungen über die nationalen Meisterschaften bewegten sich im Rahmen der Vorjahre. Mit der Zusammenlegung von KOM und EOM auf ein Weekend ging eine Chance verloren, an einem zusätzlichen Datum über einen der wichtigsten Veranstaltungen separat - und nicht in einem einzigen Text - über jede einzelne Meisterschaft zu berichten. Verbesserungswürdig ist die Medien-Koordination im ROLV NWS.
Einen hervorragenden Job leistete Yvan Brüschweiler als Medienchef der NOM. Mit viel Engagement gewann er für die kleinste unserer Meisterschaften sowohl das lokale TV als auch Lokalradiosender für ausgedehnte Berichterstattungen.
Nach wie vor nicht vollständig kommuniziert ist die Botschaft, dass die Veranstalter auf ihren Ranglisten unbedingt dem Wohnort vor dem Klub die höhere Priorität beimessen müssen.
Um der ausserordentlichen Saisonstruktur gerecht zu werden, wurden 1997
erstmals fünf SOLV-Medieninfos an gut 180 externe Adressaten verschickt.
Rückschausplitter
Der Bereich Ski-OL wurde von Daniel Frei autonom betreut. Er pflegt in dieser kleinen Sparte wertvolle Kontakte zu verschiedenen Medien.
Björn Tiemann, Marcel Niederhauser und Felix Moser haben im vergangenen Jahr entscheidende Grundlagenarbeit zur Kommunikation im Internet geleistet. Der Service wird geschätzt: Rund 30'000 Zugriffe verzeichneten die SOLV-Seiten während der WM! Mit seinem Internetangebot spielt der SOLV innerhalb der im SOV zusammengeschlossenen Sportverbände eine Vorreiterrolle!
Der SOLV-Medienkurs in Olten Anfang Jahr widmete sich erstmals schwerpunktmässig der Fotografie. Die zunehmende Bedeutung des Mediums Bild wurde bereits erwähnt. Es hat sich gezeigt, dass ein umfangreiches Bildarchiv beim SOLV-Medienchef von grösster Bedeutung ist. Ich hatte sehr viele Anfragen für Bildlieferungen zu befriedigen. Wann kommt der erste SOLV-Medienchef aus dem Fotobereich?
Verantwortliche von grossen Medien wie SF DRS und Radio DRS bestätigten mir gegenüber persönlich, dass die Berichterstattung über Randsportarten weiter abgebaut werden musste. Vor allem aus finanziellen Gründen verdrängen die Grossen die Kleinen immer mehr. Die intensiv gepflegten Beziehungen zu TV, Radio und Agentur verhelfen uns wenigstens dahingehend, nicht vergessen zu werden.
Tröstlich ist dagegen die weiterhin gute Präsenz in den Printmedien. Dank guter Beziehungen einzelner OL-Fachjournalisten und Regionalpressechefs sind wir mit regelmässigen Texten in Tages Anzeiger, NZZ, Berner Zeitung, Neue Luzerner Zeitung und Basler Zeitung vertreten. In sechs der neun grössten Titel mit Auflagen über 100'000 Stück findet OL - zum Teil prominent - statt.
Durch die Neukonzeptionierung des Läufers zum Freizeitmagazin Fit
for Life hat der OL eine wichtige Plattform weitgehend verloren.
Dank
Nach vier Jahren trete ich mein Amt an Patrick Zehnder ab. Ich habe es in eine aufregende und äusserst erfolgreiche Zeit des Schweizer OL-Sports getroffen. Welcher Medienchef konnte in seiner Funktion schon die Berichterstattung über fünf WM-Medaillen koordinieren? Ich danke allen OL-Fachjournalistinnen und -journalisten ebeno wie den Medienverantwortlichen der Klubveranstaltungen für ihre grosse Arbeit und Unterstützung. Ein besonderer Dank gilt den Regionalpressechefs, ohne deren Feinverteilung nie eine derart gute Verbreitung über das Geschehen in unserer Sportart möglich wäre.
Rückmeldungen aus der OL-interessierten Leserschaft zeigen, dass
vor allem positive Berichterstattung gewünscht wird. Es ist verständlich,
dass niemand gerne das Haar in der eigenen Suppe vorgesetzt bekommt. Doch
auch OL-Konsumenten sind nicht davon ausgenommen, sich kritischen Fragen
zu stellen. Dies kann uns nur nützen.
Huttwil, 31. Dezember 1997
Lukas Jenzer, Pressechef SOLV
Zurück zu den Jahres- und Planungsberichten
© Copyright 1998, SOLV. Mail to webmaster@solv.ch.