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Norwegen - Schweden - Norwegen

OL-WM über die klassische Distanz Spiegelbild früherer Jahre

An der OL-Weltmeisterschaften vermochten sich im Gegensatz zu den Skandinaviern keine Schweizer Teilnehmer(innen) in den Blickpunkt zu rücken.

Sl. Grimstad, 12. August

Die Finals über die klassische Distanz der Weltmeisterschaften im Orientierungslaufen sind in Grimstad fast zu einem Länderkampf geworden: Sowohl in der Damen- wie in der Herren- Klasse wurden Läufer aus Norwegen Erste und Dritte, solche aus Schweden Zweite. Von der in den letzten Jahren beobachteten Verbreiterung der Spitze war wenig zu spüren.

Dabei schienen die Wettbewerbe keineswegs extrem anspruchsvoll. Das typisch südnorwegische Gelände war rauh, mit Felsbändern, Kahlschlägen und Sümpfen durchsetzt und meist feingegliedert. Der Boden war zwar oft mit Heidelbeersträuchern überwachsen, aber nicht steinig und recht gut begehbar. Die Strecken wurden so angelegt, dass neben der direkten Route immer wieder Umwegrouten über Wege möglich waren, was den laufstarken Teilnehmern entgegenkam. Dass trotzdem die Skandinavier dominierten, ist wohl eine Folge ihrer Grundausbildung und jahrelangen Praxis in solchen Laufgebieten.

Attraktivität auf Kosten der Fairness

Misslungen ist der Versuch, die Rennen für Medien und Zuschauer attraktiver zu machen. Die durch die Qualifikation auf je 60 Teilnehmer verkleinerten Felder verkürzten zwar die gesamte Dauer des Anlasses. Der versuchsweise von drei auf zwei Minuten reduzierte Startabstand wirkte sich in derselben, erwünschten Weise aus, hatte aber auch eine fatale Folge: Die Läufer holten einander früher ein als sonst. Es blieben über längere Distanzen Gruppen zusammen, die sich gegenseitig antrieben und spürbar schneller waren als einsame Einzelkämpfer. In der Herren-Klasse belegte eine solche Gruppe schliesslich die Plätze 1, 2 und 4, eine weitere die Ränge 3, 5, 11 und 13, eine dritte die Plätze 7, 12 und 14. Eine Gruppe von Damen, die zeitweise in Sichtweite voneinander liefen, erreichte die Ränge 1, 5 und 7. Das Urteil nach dem Lauf lautete deshalb eindeutig, das Startintervall sei zu kurz.

Die Stimme aus dem Wald

Mit anderen Mitteln erreichte der Veranstalter hingegen die gewünschte Stimmung und Spannung unter den 4000 Zuschauern am Ziel. Ein simpler Reporter im Gelände, dessen Stimme ohne Fernsehbilder und elektronische Beigaben über Lautsprecher am Ziel verbreitet wurde, schlug die Zuschauer in seinen Bann. Er berichtete, zeitweise flüsternd, wie sich die zuletzt gestarteten besten Läufer einem Posten rund 15 Minuten vor dem Ziel näherten, ob sie bergauf marschierten oder liefen, was sie für einen Eindruck machten, welche Routen sie wählten und wieviel Rückstand auf die Bestzeit sie hatten. OL- Insider am Ziel, und das waren fast alle Zuschauer, konnten den Ablauf anhand der Karte verfolgen und hielten dabei manchmal den Atem an. Die Spannung löste sich erst, als die Läufer ins Ziel einliefen und der norwegische Sieg feststand.

Das Schweizer Team erreichte die angestrebten Diplomränge nicht. Die Damen hielten sich insgesamt gut und brachten als einziges Team alle vier Läuferinnen unter die ersten zwölf. Die Herren spürten dagegen in diesem schwierigen Lauf bei heissem Wetter erneut, dass die Besten läuferisch noch etwas stärker sind. Alain Berger hatte zudem den Flüssigkeitsmangel vom Vortag, als es ihm vor dem Ziel fast schwarz vor den Augen wurde, noch nicht kompensiert.

Neue Zürcher Zeitung vom 13.08.97


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