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«Schweizer» Gold für Österreich
Orientierungslauf-WM: Bronze für Titelverteidigerin Marie-Luce Romanens auf der Kurzstrecke

Mit einer Sensation endet das Kurzstreckenrennen der Frauen an den OL-Weltmeisterschaften in Grimstad. Die 23jährige Österreicherin Lucie Böhm wird Nachfolgerin von Marie-Luce Romanens. Die Schweizerin holt sich nach einem Protest ex aequo mit der Norwegerin Hanne Staff Bronze.

Als ich den Speaker zwei Posten vor dem Ziel mit der Zeitdurchsage wahrnahm, hörte ich auf mit Orientieren und begann nur noch zu laufen.» Die ersten Interviews unmittelbar nach ihrem Zieleinlauf gab Lucie Böhm in perfektem Schwedisch. Ein Jahr lang hat sie sich als Studentin in Stockholm in skandinavischem Terrain auf die Weltmeisterschaften vorbereitet. Die erste WM-Medaille Österreichs überhaupt basiert auch auf Schweizer Arbeit. Seit dieser Saison amtet der Berner Meisterlandwirt Ueli Aeschlimann als Bundestrainer unserer östlichen Nachbarn. Aeschlimann war Coach der ersten Schweizer Goldstaffel 1991 in Tschechien und landete in demselben Jahr bei der Trainerwahl des Jahres hinter Roy Hodgson auf Platz 2.

Unfaire Rennbeeinflussung

Böhm, die als bisher beste Rangierung einen fünften Platz im Kurzstrecken-Weltcup 1996 in der Schweiz aufwies, erbte das WM-Gold von Marie-Luce Romanens. Die Freiburgerin bestätigte ihren Titel mit einem erneut beinahe perfekten Rennen. Zuerst schien es, als würde sie die Bronzemedaille um eine Sekunde verpassen, geschlagen von der Klassisch-Weltmeisterin Hanne Staff aus Norwegen. Nach einem Protest des Schweizer Teams wegen unfairer Rennbeeinflussung durch den Speaker - er zählte bei jedem Einlauf eines Norwegers oder einer Norwegerin die Sekunden runter - entschied die Jury, zweimal Bronze zu vergeben. Offizielle Begründung: «Der Abstand zwischen Staff und Romanens betrug nur 17 Hundertstelsekunden.» Innert Minuten verwandelten sich die Tränen der Enttäuschung auf dem Gesicht der 24jährigen in Freudentränen. Ihre nüchterne Feststellung unmittelbar nach Rennschluss bekam um genau 21.16 Uhr doch noch eine emotionale Sicht: «Es zählen nur Medaillen, keine vierten Plätze.»

Erneut durften die Schweizerinnen für sich in Anspruch nehmen, die beste Teamleistung bei den Frauen erbracht zu haben. Neben Romanens gelang auch Vroni König (7.) und Brigitte Wolf (8.) eine Plazierung unter den Top ten. Ein wahrlich sensationelles Ergebnis.

Böhm als Zufallsweltmeisterin zu bezeichnen wäre völlig verfehlt. Bereits im Qualifikationsrennen am Morgen notierte sie Bestzeit. Auch der Sieger bei den Männern, der Finne Janne Salmi, startete als Schnellster der Ausscheidung zum Final. Zusammen mit Landsmann Timo Karppinen sorgte er für die Revanche der finnischen Männer nach dem enttäuschenden Klassisch-Rennen. Damit verhinderte das Suomi-Duo auch einen dreifachen norwegischen Triumph. Salmi: «Wir haben heute das finnische Volk sehr glücklich gemacht. Ich glaube, Finnland ist zurzeit die beste OL-Nation der Welt. Es fehlten einfach die Medaillen.» Der neue Weltmeister hat als Lebenspartner von Vroni König übrigens auch Verbindungen zur Schweiz.

Eine veritable Schlappe erlebten die Schweden, die mit dem 38jährigen Jörgen Martensson ihren Topmann nur auf Rang 7 brachten. Wenig Positives zu berichten gibt es leider auch von den Schweizer Männern. Allen vieren unterliefen zu viele kleine Fehler und Unsicherheiten. Der 16. Rang von Thomas Bührer als Bestresultat ist nicht nur für den Endinger eine herbe Enttäuschung. Im Hinblick auf die morgige Staffel wollte der 28jährige aber nicht zuviele Worte über den Lauf verlieren. «Ich habe unterwegs eine Stufe zu stark forciert und dabei zu viele Bogen gemacht. Aber ein gewisses Risiko musst du einfach nehmen. Sonst reicht es eh nicht nach ganz vorne.»

Aargauer Zeitung vom 16.8.1997


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